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15.07.2015 — 22:00

TOCOTRONIC + BUECHER

Wir sind täglich von Wundern umgeben, doch die meisten Menschen gehen smartphonig bräsig daran vorüber. Campino oder Dieter Nuhr sagte einmal, dass das Staunen der Beginn des Erstaunens sei, aber wie viele von uns sind dazu noch fähig?

Ich traf in Berlin neulich einen Freund, den ich längere Zeit nicht gesehen hatte. Und ich bedauerte ihn, dass er in einer so langweiligen Gegend leben musste. Aber er lächelte. Auf einem Rundgang zeigte er mir all die kleinen Kostbarkeiten, die er beim Herumstöbern entdeckt hatte: Die Diskothek „Berghain“, den Stand mit dem Schild „Ein Döner: 3 Euro! 3 Döner: 10 Euro!“, den Bahnhof mit dem gläsernen Info-Point und dem stählernen Meeting-Point, den Flagship-Store mit den neusten Schiffsflaggen aus aller Welt in Mitte. Dinge, die ein „normaler“ Mensch gar nicht gesehen hätte, weil die meisten von uns das Sehen verlernt haben.

Es kommt nicht so sehr drauf an, was man tut, sondern, dass man es richtig tut. Mit dem Hören ist es nicht anders. Sebastian Schweinsteiger sagte einmal, dass Karlheinz Rummenigge einmal sagte, dass die meisten nicht richtig zu hören verstünden. Seitdem ich das weiß, bemühe ich mich, alles so zu hören, als hörte ich es zum ersten Male: Das Schnaufen des Proktologen, das Summen der Amseln, der Gesang der Navis in den Leihautos. Die Welt hält soviele Wunder für uns bereit, doch wer kann sie noch erkennen?

Das zauberhafte Prickeln in den Fingerspitzen beim Betasten eines zugelaufenen Hündchens? Wer riecht noch die Wollmäuse unter seinem Bett und den Koriander im molekular zubereiteten Fasan? Es liegt an uns, die Wunder der Welt jeden Tag neu zu entdecken.

Wer einmal die Schönheit eines ausgegebenen 100-Euro-Scheins entdeckt hat, wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

In diesem Sinne: Die wirksamen Neuheiten!

Ihr Hans E. Platte

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