Charts (und Stars) zum Anfassen. In der Hanseplatte mit dabei an den Decks: Carsten Friedrichs, Superdefekt, Dr Dr Penis, Zwanie Jonson, Texploit und natürlich Andreas Dorau himself mit einem klitzekleinen Live Set!
Andreas Dorau will mit seinem 10. Studioalbum in die Albumcharts. Tatsächlich hat er es trotz regelmäßig gut verkaufter Alben und mehreren Single-Hits nie geschafft. Das soll sich ändern. Es wurden alle Maßnahmen getroffen, damit nichts mehr schiefgehen kann: Vom exzellenten Songwriting über die edle Deluxe-Box bis zu renommierten Hit-Produzenten. Wir wollen uns bereits am Tag der Veröffentlichung gemeinsam auf den Eintritt in die deutschen Album Top100 einschwören. Es gibt Livemusik und DJs und Getränke. Wer kommt, der kauft vor der Heimkehr ein Album-Exemplar am Merchandise-Stand. Die Dorau-Fan-Gemeinde ist stark. Das Ziel so spürbar nah!
Guten Tag.
Ich mache nun schon seit ca. 3000 Jahren eine wiederkehrende Beobachtung: Die Welt und ihre Einwohner beschäftigen sich anstelle mit sich selbst ständig mit der Idee Liebe. Und dem Ärger der anderen.
Manche machen das leidenschaftlich, viele zwanghaft, einige mit kostenloser Dummheit. Die meisten brauchen dafür viele Worte, sehr wenigen fällt dazu auch noch eine nötige Melodie ein. Höchster formaler Genuss ist in diesem Segment eher selten.
Zum Glück haben wir und die anderen ANDREAS DORAU. Dessen 10. Studioalbum steht nun bereit.
Bilder mit, pflücken Sie sich die Äpfel der Liebe und Erkenntnis mit einem Griff, erfahren Sie eine angeschaute Realität, die gewinnend zurückblickt.
Was diese ganzen Stücke zusammenführte, ist wohl Fügung. Die Möglichkeiten eines Andreas Dorau sind viel größer als man meinen könnte: Die Identitätssuche als Identität, die Biographien anderer als Augenschein der eigenen.
Ein paar Stücke erzählen von der Liebe (nicht über sie), einige widmen sich Lebensläufen, mehrere dem Nebel eines Seins im Schein, noch andere dem irdischen Außen. Soll ich hier die Songtitel einfügen oder hören Sie selber hin? Danke.
Und die Musik? Ein musikalischer Wolpertinger! Vorne freundlich, hinten böse. Oder sagen wir, es ist alles Post-NDW? Richtungen, die danach kamen, wie House und Zuhause-Elektronik, werden wohlwollend und gern genommen. Richtungen, die davor kamen wie Beat, Wave und Softrock, werden ebenso wohlwollend eingenäht.
Die Musik ist keinem Genre verpflichtet, durchwandert Dance und Pop. Doraus musikalische Webmaschine arbeitet alchemistisch und lässt Stücke zurück, deren Inhaltsstoffe nur noch eine Zentrifuge von spießigen Musikwissenschaftlern zu trennen vermag. Lassen wir die Musik doch sein, was sie will.
Mit diesem Werk will Andreas Dorau übrigens in die Charts. Mit einem Album war er es rätselhafterweise noch nie. Nur diverse seiner Singles, was ihn enorm ärgert, da er die Charts außerordentlich liebt. Einmal möchte er seinen Namen in dieser Liste der Erwachsenen sehen! Und wird das schaffen.
Ich kenne kaum eine danceable Platte, die auch so viel Inhalt bietet wie diese. Und mit ihren (wie stets bei Andreas Dorau) erstklassigen Hooks und ihrer erhellenden Aura eines Konzeptalbums so schön seiner Schwere enthebt.
Treffender als mit diesem Songblatt kann man dem Wolpertinger (ästhetisch die eierlegende Wollmilchsau der Moderne) die Outline eh nicht zeichnen. Gut, dass das das Covermotiv ist. Es stammt von Helmut Kraus.
Mit den guten Grüßen eines Dieners der Sache, Gereon Klug